Donnerstag, 10. Mai 2012

"Schattenkünstler" oder: Es gibt nichts Gutes, ausser...

Den Begriff des "Schattenkünstlers" hat Julia Cameron mit ihrem Buch "Der Weg des Künstlers" geprägt. "Schattenkünstler" sind jene Leute, die ihre Schublade zu Hause voller Gedichte oder Drehbücher haben, jene Leute, die hunderte von Tapes mit eigenen Musikaufnahmen im Versteckten horten, jene Leute, die immer nun dann malen, wenn niemand sie sieht...
"Schattenkünstler" sind wie du und ich - mit dem einzigen Unterschied, dass sie niemals an die Öffentlichkeit gehen würden mit ihren künstlerischen Werken;-)
Dem "Schattenkünstler" erscheint es als lohnender, seinen Werken keine Chance zu geben, als den Menschen eine Reaktion darauf zu ermöglichen. Der "Schattenkünstler" hat etwas Hortendes, etwas sehr Sparsames an sich. Das Risiko auf sich zu nehmen, dass vielleicht ein Wunder geschähe, ja, dass vielleicht das Publikum seine Werke toll, wichtig, relevant, ergiebig, bezaubernd, entzückend, berührend fände - das scheint dem "Schattenkünstler" den Versuch nicht wert zu sein.
Doch: Wo ein Schatten fällt, da ist auch eine Lichtquelle. Klar muss etwas oder jemand "da sein", der oder das dem "Schattenkünstler" vor dem Licht, vor der Sonne steht. Und dieses Hindernis, dieses Ding, diese Person kann bedrohlich und einschüchternd sein.
Aber lohnte es sich nicht, einmal die Lichtquelle mit Nachdruck in den Blick zu nehmen? Und zwar, indem man sich dem Hindernis - nennen wir es mal: den Feind - stellte?
Und gilt nicht überdies der Spruch "Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es"?

© Marc Oberer, 2012, Schreiben und Kreativität

Mittwoch, 9. Mai 2012

Leiden oder Zulassen? Oder: Was Tragik ist.

Wirklich tragisch ist nicht, dass wir Menschen sterben müssen. Der Tod kommt ja von selbst, aus dem Leben. Wirklich tragisch ist, dass wir uns oft für das Leiden entscheiden, obwohl wir es nicht müssten. Das Leiden erscheint uns sicher. Würden wir uns dafür entscheiden, die Dinge zuzulassen, das anzunehmen und zu empfangen, was erhältlich ist, dann gäbe es keine Tragik mehr im Leben. Aber das Zulassen erscheint risikobehaftet. - Allerdings nur, solange man der Sache nicht auf den Grund geht.

© 2012, Marc Oberer, Schreiben und Kreativität