Mittwoch, 12. Dezember 2012

Schreiben mit Bildern

Am Samstag, dem 26. Januar, biete ich den Workshop "Schreiben mit Bildern" in Basel an.
Ein interessantes Beispiel dafür, was eine Fotographie - in diesem Falle eine Fotographie der Mutter, die vor dem Papst vorstellig wird - auslösen kann, habe ich im Feuilleton der NZZ von diesem Wochenende gefunden. http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literatur-und-kunst/der-schwarze-spitzenschleier-1.17876631
Schade bloss, dass das Foto nicht abgedruckt ist, welches bei der Autorin den Schreibimpuls getriggert hat...

Mittwoch, 8. August 2012

„Die Meinungsspalte“ (Kolumne)

Von Prof. Dr. Franz Buchholz, 52, Oberstudiendirektor am Münchner Gymnasium ***

Die liebe Müh’ mit der Selbstständigkeit

Ich habe einen Freund, nennen wir ihn mal Gustl, der checkt via App am Abend jeweils das Wetter ab. Wenn die Prognose auf Sonne und warm lautet, legt er entsprechende Kleidung bereit. Am Morgen kann’s dann sehr düster und kühl ausschauen. „Sie haben’s ja vorhergesagt“, pflegt der Gustl zu sagen. Den Schirm nimmt er drum nicht mit. Und wenn’s zu regnen anfängt, beharrt mein fescher Kumpel darauf, dass das nicht sein könne. Er friert, wird nass – aber am Abend wird wieder das iphone als Orakel befragt.

Kennen Sie auch solche Leute?
Solche Menschen nenn’ ich unselbstständig. Trauen nicht auf sich selbst. Stützen sich lieber auf irgendwelche Infos ab. Infos, die wasweissichwoher kommen. Die wasweissichfürein Depp irgendwo eingetippt hat.

Euer schönes Land, die Schweiz, in der ich zur Zeit zu Besuch weile, hat kürzlich „Geburtstag“ gefeiert. Die 1.-August-Reden haben mich unter anderem aufs Thema gebracht. Wie sollte das sein mit der Selbstständigkeit der Schweiz? Wie weit geht die Souveränität? Inwieweit ist man abhängig von anderen? Der Helvetierhäuptling Blocher rief seiner Gefolgschaft in einem Wäldchen vor Zürichs Toren zu: „Wacht auf!“ (NZZ vom 2.8.). Die Elite neige zum Verrat. Aufwachen – finde ich gut! Das bringt einen bestimmt zu sich selbst. Der schlimmste Verrat ist aber immer noch der Selbstverrat!
Blochers Erzfeindin, die Bundespräsidentin Widmer Schlumpf, erinnerte an die Abhängigkeit der Schweiz von Europa. Stimmt auch. Wahre Selbstständigkeit ist sich eben der Verflechtungen und Abhängigkeiten bewusst, in welchen sie sich erst entfalten kann. Natürlich haben auch Blocher und seine Mitstreiter Recht: Eine rückgratlose Schweizer Regierung – sofern sie das denn wäre – verdiente die Segnungen der Souveränität nicht.
Mühe habe ich aber, wo einfach nur geschnödet wird über das, was andere falsch machen. Das kenne ich als Oberstudiendirektor am Gymnasium, Fächer Deutsch und Musik, zur Genüge. Meine Schüler und Schülerinnen sind allesamt „Whistleblower“ in Sachen Mobbing, Missstände an der Schule und Ungerechtigkeiten. Aber selbstständig denkend sind sie darum noch lange nicht.
Die jungen Leute von heute sind sich nur allzu gewohnt, dass Papa und Mama für jedes an die Wand gefahrene Auto die Zeche bezahlen. Ich weiss als Vater zweier Halberwachsener ein leidvoll Lied davon zu singen.

Ich weiss, was ihr denkt: Wie stellt Buchholz sich denn selbst zum Thema? Das Dilemma habe ich mir aber auch selbst eingebrockt. Ich war frei in der Wahl des Themas. Vielleicht sollte ich ja die Unselbstständigkeit impersonieren. Sicher bin ich jedenfalls, dass mein Entscheid, hier in Basel zwei Sommermonate meines Sabbatsemesters zu verbringen, unter den „Beppis“ – heissen die so wegen der vielen Italiener? –, auf meinem eigenen Mist gewachsen ist. Vielleicht sind wir über Fünfzigjährigen aber auch stark von den Hormonen abhängig. Midlife-crisis lässt grüssen. Und von den Einflüsterungen unserer Gemahlinnen. So war es auch meine Frau Rosmarie, die mich auf den „Link“ zwischen meiner Nietzsche-Leidenschaft und Basel aufmerksam machte.

Seit ich 16 bin, lebt nun diese „antichristliche“ Obsession für den Freidenker Nietzsche. Ich war damals Messdiener. Und blieb es bis ins immer noch keusche Alter von 26 Jahren. Die Keuschheit hat man (frau!) mir inzwischen abgenommen, die Nietzsche-Prägung freilich nicht. Der Philosoph und Altphilologe hat einige (unerspriessliche) Monate an der Uni Basel verbracht – ich bin unter anderem hierher gekommen, um zu schauen, was sich an Spuren von seiner Präsenz noch im Dreiländereck finden lässt...
Doch wie selbstständig – besser mit oder ohne zweites -st-? – ist eine solche postpubertäre Träumerei? Wohlgemerkt, 36 Jahre begleitet sie mich nun. Länger, als Nietzsche geistig gesund auf dem Erdenrund wandelte.

Selbstständigkeit wird vom Bürger heute gefordert – aber hat er oder sie auch die Verantwortung, den Spielraum, die Einsichtigkeit dazu? Am Rande  sei's notiert: Nietzsches Übermensch, der war als Selbstständiger gedacht gewesen. Der hätte sich allem ausgesetzt. Auch der Leere des Zeitgeistes. Und damit beginnt vielleicht vieles.

Darum: Ermanne dich, Franz: Selbstständigkeit ist für dich doch kein Thema mehr. Dem bist du entwachsen. Du hast deine Selbstständigkeit verselbstständigt. Einst wolltest du ja richtige Bücher schreiben. Vielleicht waren am Ende Lehrmittel über Rhetorik, Reim- und Verslehre aber verdienstvoller. Freilich: Selbstständiger waren sie nicht!

Kommen wir zum Schluss. Kurzum: Man will Selbstständigkeit, versteht aber oft etwas Falsches drunter. Ich wollte mehr Zeit für mich und bin in Basel gelandet, bei Marc und beim „Raum zum Schreiben“. Geschrieben habe ich nun. Phhw, das war anstrengend! Wie das so ist mit selbstständiger, innovativer Arbeit. Schreiben macht also selbstständiger.

Was ich noch sagen wollte: Nicht alles ist für bare Münze zu nehmen. Könnte also Ironie sein. Sowohl aus meinem Mund wie auch aus anderer Quelle.

Vielleicht auch die Wettervorhersage?

Donnerstag, 10. Mai 2012

"Schattenkünstler" oder: Es gibt nichts Gutes, ausser...

Den Begriff des "Schattenkünstlers" hat Julia Cameron mit ihrem Buch "Der Weg des Künstlers" geprägt. "Schattenkünstler" sind jene Leute, die ihre Schublade zu Hause voller Gedichte oder Drehbücher haben, jene Leute, die hunderte von Tapes mit eigenen Musikaufnahmen im Versteckten horten, jene Leute, die immer nun dann malen, wenn niemand sie sieht...
"Schattenkünstler" sind wie du und ich - mit dem einzigen Unterschied, dass sie niemals an die Öffentlichkeit gehen würden mit ihren künstlerischen Werken;-)
Dem "Schattenkünstler" erscheint es als lohnender, seinen Werken keine Chance zu geben, als den Menschen eine Reaktion darauf zu ermöglichen. Der "Schattenkünstler" hat etwas Hortendes, etwas sehr Sparsames an sich. Das Risiko auf sich zu nehmen, dass vielleicht ein Wunder geschähe, ja, dass vielleicht das Publikum seine Werke toll, wichtig, relevant, ergiebig, bezaubernd, entzückend, berührend fände - das scheint dem "Schattenkünstler" den Versuch nicht wert zu sein.
Doch: Wo ein Schatten fällt, da ist auch eine Lichtquelle. Klar muss etwas oder jemand "da sein", der oder das dem "Schattenkünstler" vor dem Licht, vor der Sonne steht. Und dieses Hindernis, dieses Ding, diese Person kann bedrohlich und einschüchternd sein.
Aber lohnte es sich nicht, einmal die Lichtquelle mit Nachdruck in den Blick zu nehmen? Und zwar, indem man sich dem Hindernis - nennen wir es mal: den Feind - stellte?
Und gilt nicht überdies der Spruch "Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es"?

© Marc Oberer, 2012, Schreiben und Kreativität

Mittwoch, 9. Mai 2012

Leiden oder Zulassen? Oder: Was Tragik ist.

Wirklich tragisch ist nicht, dass wir Menschen sterben müssen. Der Tod kommt ja von selbst, aus dem Leben. Wirklich tragisch ist, dass wir uns oft für das Leiden entscheiden, obwohl wir es nicht müssten. Das Leiden erscheint uns sicher. Würden wir uns dafür entscheiden, die Dinge zuzulassen, das anzunehmen und zu empfangen, was erhältlich ist, dann gäbe es keine Tragik mehr im Leben. Aber das Zulassen erscheint risikobehaftet. - Allerdings nur, solange man der Sache nicht auf den Grund geht.

© 2012, Marc Oberer, Schreiben und Kreativität

Mittwoch, 22. Februar 2012

Kunst - eine bewusstseinstheoretische "Legitimation"



Doch das Bild der Welt der blossen Automatismen, der schieren Bewusstlosigkeit zu zeigen, ist eine hehre Aufgabe der Kunst: Die Augen des Bewusstseins auf die Welt jener „Automaten“ zu werfen, die in Wirklichkeit Menschen sind. So gesehen kann die Kunst retten. Sie dient als Transmitter und Spiegel zwischen dem kollektiven und dem individuellen Bewusstsein. Darum weinen wir auch, sind gerührt, wenn wir mit echter Kunst konfrontiert werden, weil einen Moment lang unser individuelles Bewusstsein uns durchdringt, ohne dass wir etwas dazu beigetragen hätten. Durch Spiegelung. Wir fühlen uns transformiert. Neu geboren. Wach. Das Geschenk der Kunst. 


© 2012, Marc Oberer - "Schreiben und Kreativität"

Ist diese "Definition" zu eng? 

Mittwoch, 15. Februar 2012

Was Kreativität auch noch ist

Was Kreativität auch noch ist


Eine schöne Stelle habe ich im Buch "Kreativität" des Flow-Erfinders Csikszentmihalyi gefunden: 


"Das tiefe Gefühl, Teil von etwas zu sein, das grösser ist als man selbst, kann man ausser durch die Kreativität wahrscheinlich nur durch Sex, Sport, Musik oder religiöse Ekstase erreichen". 


Das Gefühl universalen Einsseins, das uns die Kreativität vermitteln kann, ist deren spirituelle Seite. 
Sie kann unsere Sicherheit und unser Vertrauen stärken. 

Sonntag, 5. Februar 2012

Was so abging beim letzten Probeschreiben

http://schreibenundkreativitaet.jimdo.com/was-ist-ein-cluster/

Klicke oben, um zu sehen, was es mit dem Thema "Kreativität ist renitent" auf sich hat. Es tauchte "einfach so" beim letzten Probeschreiben auf.

Folgender Text entstand in Phase 3 sodann aus dem Cluster. Es könnte der Anfang einer renitenten;-) Kurzgeschichte sein. 

Er hatte schon vieles erlebt, aber dieser Mann war einfach zu viel des Guten.
Als ihm aus dem Speisewagen angerufen worden war und man ihm gesagt hatte, ein junger Herr mit nordafrikanischem Äusserem werfe mit Sandwichs gegen das Personal und die Zuggäste, hatte Silvan Müller schon Schlimmes geahnt.
Er kam im Wagen an. Ihn empfing eine völlig aufgelöste Kellnerin, Tränen hatten der jungen Frau das Make-up ruiniert: „Ich weiss nicht, wie wir den provoziert haben. Es kam urplötzlich.“
Durch das Fenster sah man die blau-silberne Fläche des Bodensees. Der Intercity war erst vor Kurzem in Romanshorn losgefahren.
„Du, soll ich die Bahnpolizei informieren?“, fragte Müller die Kellnerin mit den schwarzen Tränenspuren auf den Wangen. Müller war für seine siebenundzwanzig Jahre schon hoch aufgestiegen beim SBB-Zugpersonal, zudem war er beim SEV und SP-Mitglied. Wenn nun ein Asylbewerber „dumm tat“, und das war es, was er vermutete, dann wollte er auf keinen Fall übertrieben reagieren. Blitzschnell erinnerte er sich an das, was sie bei der Weiterbildung über den Umgang mit renitenten bis gewalttätigen Fahrgästen gelernt hatten...

Hmm, ist denn Schreiben vielleicht auch renitent??

Dienstag, 10. Januar 2012

Wie funktioniert das alles eigentlich, was "Schreiben und Kreativität" bedeutet? (Siehe www.schreibenundkreativitaet.jimdo.com).

Hier schreiten wir zur Tat.

Redet mit! Schreibt mit! Und vor allem: clustert mit!