Das Märchen ist zeitlos
(„Es war einmal“) und muss sich nicht an realistische Begrenzungen halten. In
seiner unbedarft-kindlichen Weisheit vermag das Märchen Widersprüche zu
versöhnen, seelische Konflikte und „Geheimnisse“ in eine Formel, einen
Zusammenhang, in Kohärenz zu bringen.
Wer kennt es nicht, das
mutige Geschwisterpaar Hänsel und Gretel, das im dunklen Wald aus Hunger im
verführerischen Lebkuchenhäuschen der Hexe landet, die Menschenkinder frisst. Gretel,
ursprünglich ängstlicher als ihr grosser, erfindungsreicher Bruder,
vollbringt endlich die grosse Tat,
die böse Hexe im brennenden Ofen zu töten, ehe diese die Geschwister verzehrt.
Das Märchen als
Weggeschichte ist therapeutisch. Der ganz Schwache (Gretel, Gretchen!), der
Naive, ist ihr Held. Freundschaft und Liebe weisen den Ausweg. Alles ist
heilbar.