Mittwoch, 20. November 2013

Und es wirkt eben doch!

Wenn ich so in die Runde höre, erstaunt mich immer wieder, wie wenige Leute von der heilsamen Wirkung des Schreibens wissen.
Liegt es an den Schwankungen des Zeitgeists? Ist es die besondere Sprachsituation der Deutschschweiz, mit funktionaler Trennung von Hochsprache und Mundart (Diglossie), die uns Hemmungen einflösst? Wurden wir durch eine oft elefantös vorgehende schulische Schreibdidaktik verbrämt? Haben wir inmitten der zunehmenden Verschriftlichung unserer Kultur den ganz persönlichen Zugang zum Schreiben verloren?

Wie auch immer: Tatsache ist, dass Schreiben hilft. Im aktuellen gleichnamigen Buch fasst Prof. Dr. med. Silke Heimes die Wirksamkeitsnachweise der Poesietherapie zusammen. Mit Poesietherapie meint  Heimes alle auf heilende Wirkungen angelegten Formen des Kreativen Schreibens inklusive des produktiven Lesens und Weiterverarbeitens von Texten.

Die Wirksamkeitsnachweise betreffen so wichtige Bereiche wie Emotionsregulation, Selbstwirksamkeit und soziale Integration. Mit anderen Worten: Wer schreibt, lernt besser mit seinen Gefühlen umzugehen, erfährt sich selbst als wirksamer und seine Handlungen als befriedigender, und er tut sich leichter damit, Teil der menschlichen Gemeinschaft zu sein.

Spezifische Indikationen betreffen die posttraumatische Belastungsstörung, Depressionen, Essstörungen, Suchterkrankungen, Erkrankungen des Immunsystems, Krebserkrankungen, Schmerz-Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegs-Erkrankungen und Weiteres.

Halten wir somit fest, dass zwischen öffentlicher Wahrnehmung und der Faktenlage bezüglich der Wirkungen des ressourcenorientierten Schreibens ein empfindliches Ungleichgewicht herrscht.

Und dass dagegen mehr getan werden muss.